Coronavirus - Einfluss von Angst und Stress auf unsere Psyche

Stress ist in der heutigen Zeit allgegenwärtig. Besonders in den letzten Wochen sorgt das Coronavirus für Aufregung. Sorgen und Ängste sind präsent und versetzen uns in Stress. Dieser Artikel beschreibt, was die psychische Reaktion auf Stress ist und wie Betroffene damit umgehen können.

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Corona und Co. - was passiert mit unserer Psyche bei zu viel Stress?

Dieser Artikel wurde von Deborah Fricker geschrieben, Fachpsychologin für Psychotherapie FSP. Sie bietet sowohl klassische Psychotherapie in ihrem Praxisraum in Baden als auch Online-Psychotherapie an.

Körperliche Reaktion auf Stress

Wird Angst oder Stress erlebt, passiert sofort eine Reaktion im Körper. Der Körper bereitet sich immer z.B. mittels Hormonausschüttung und Aktivierung der Muskeln auf eine mögliche Reaktion vor. Bedenklich wird das erst, wenn der Stress sehr häufig bis chronisch vorhanden ist. Anhaltender Stress hat Folgen auf alle internen Körperprozesse (hormonell, auf Zellebene) und auf das Funktionieren der Organe (z.B. Herz, Lunge, Verdauung, Haut). Was geschieht aber psychisch mit uns, wenn der Stress chronisch wird?

Erhöhtes Stresserleben aufgrund der aktuell ungewissen Situation ist nicht gesundheitsschädigend, solange es nicht anhält. Dennoch ist es sicherlich hilfreich, sich von der Aufregung zu distanzieren und immer wieder in sich zu kehren. Denn unser Immunsystem funktioniert besser, wenn wir nicht gestresst sind.
Die Stressfalle lauert eher in unserem normalen Alltag. Da wir dort gewohnten Strukturen und Verpflichtungen nachgehen, sind wir uns dem Stress oft nicht bewusst. Vieles ist von aussen vorgegeben und wir machen einfach mit. Wenn wir funktionieren, braucht es dafür keine zusätzliche Kapazität. Hier lauert die Gefahr. Durch das Abspulen der Termine verlieren wir immer mehr den Kontakt zu uns selbst.

Die Wahrnehmung von Stress kommt spät

So nehmen wir nicht wahr, dass unsere Kräfte schleichend schwinden. Um den Alltag trotzdem bewältigen zu können, erhöhen wir einfach den Druck auf uns. Innere Sätze wie «was ist eigentlich los mit dir?», «reiss dich doch zusammen», «zeig bloss keine Schwäche» treten auf. Unser Schuldgefühl, dass wir sowieso zu wenig leisten, wird immer grösser und lässt uns weitermachen. Wir nehmen schon am Rande wahr, dass wir irgendwie für nichts mehr richtig Kraft und Nerven haben und auch das Gefühl nirgends mehr zu genügen, (sei es am Arbeitsplatz, in der Familie, bei Freunden, beim Sport) ist präsent. Neben den Schuldgefühlen kommt zusätzlich die Scham. Die Scham, versagt zu haben. Schuld- und Schamgefühle sind sehr starke negative Gefühle, die immens belasten und schlecht für den Selbstwert sind. Auch den sinkenden Selbstwert versuchen wir durch Mehrleistung wiederaufzubauen. Sie sehen es, das Ganze ist ein Teufelskreis.

Veränderungen in der Persönlichkeit

Jemandem mitzuteilen, dass wir gestresst sind und nicht mehr mögen, ist uns unangenehm. Zusätzlich spüren wir den Druck, die Lebenskosten weiterhin decken zu müssen. Je mehr wir belastet sind, umso enger wird der Blickwinkel, mögliche Auswege sind kaum noch zu sehen. Mit noch mehr Durchhalten glauben wir, ans Ziel zu kommen (wobei kein Ziel in Blickweite liegt). Der Stress und das eigene Unvermögen ihn zu bewältigen, beschäftigen uns Tag und Nacht. Durch den fehlenden Schlaf fühlen wir uns zusätzlich neben der Spur. Konflikte zu Hause häufen sich. Wir werden dünnhäutig und mögen erst recht nichts mehr vertragen. Die Geduld platzt bei den Liebsten und in Konflikten mit Vorgesetzten können wir nicht mehr souverän auftreten. Die Rückmeldung, dass wir uns sehr verändert hätten, kommt obendrauf. Der Griff zum Alkohol liegt in der Verzweiflung bei manchem nicht weit.

Was hilft bei Stress?

  1. Der erste Schritt zur Veränderung ist, sich einzugestehen, dass das Problem vorhanden ist und dass man nicht auf dem richtigen Weg ist. Dabei ist es hilfreich, eigene Fehler zu akzeptieren. Wir alle machen sie. Versuchen Sie die eigenen Schwächen anzunehmen. Wir alle haben sie. Das ist menschlich.
  2. Lernen Sie sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen, wie Sie es bei anderen auch tun würden. Das eigene Bemühen und Fortfahren im Alltag trotz schwindender Kräfte soll anerkannt werden. Halten Sie ich vor Augen, was Sie immer wieder geleistet haben.
  3. Öffnen Sie sich für eine Veränderung. Es kann sein, dass Sie die Veränderungsbereitschaft in sich zuerst stärken müssen. Dies ist ein Prozess. Ebenso ist es ein Prozess, die eigenen Stärken wiederzusehen, wieder an sich zu glauben und Hoffnung zu bekommen.

Stressmanagement mit Hilfe einer Online-Psychotherapie

In einer Psychotherapie können Sie Strategien lernen, um mit Stress oder Ängsten besser umzugehen und somit resilienter (widerstandsfähiger) zu werden. Neben der klassischen Psychotherapie biete ich auch Online-Beratung mittels Skype-Videotelefonie an. Letztere ist bei der aktuellen Lage speziell empfehlenswert. Wir schauen gemeinsam an, wie Sie aktiv Entlastungen in den Alltag bringen. Sich den eigenen Werten und Prioritäten im Leben wieder bewusst zu werden und diese erneut zu verfolgen, ist ebenso wesentlich. Dadurch machen Sie vermehrt Dinge, die Ihnen Kraft geben und schaffen gleichzeitig für sich Orientierung, wer Sie sind und sein möchten.


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